Freitagabend nach dem 2:0-Sieg über Arminia Bielefeld: Nach einer kurzen Besprechung mit der Mannschaft kommt Giannikis zu den anwesenden Medienvertretern, bei denen schon zu diesem Zeitpunkt der Testerfolg gegen den Zweitligisten kein Thema mehr war. "Es bleibt dabei, ich werde keine Wasserstandsmeldungen abgeben. Wenn es was zu vermelden gibt, wird es vermeldet", sagte der gebürtige Nürnberger noch. Am nächsten Morgen war es dann bereits so weit: Kurz nachdem die Mannschaft informiert wurde, ging die Pressemitteilung raus und führte auch bei den Fans bereits zu einem Stimmungsumschwung.
Der vorher so gefeierte Trainer, der es in kürzester Zeit schaffte, die Bergeborbecker zurück in die Erfolgsspur zu führen, avancierte zum Buhmann. Gerade einmal 98 Tage war Argirios Giannikis als Trainer des Regionalligisten Rot-Weiss Essen im Amt, als der Fußball-Lehrer seinen Abgang zum Saisonende bekannt geben ließ. Nicht wenige Anhänger fordern in den sozialen Netzwerken den sofortigen Rauswurf. Fakt ist: Unantastbar ist Giannikis bei den Verantwortlichen nicht mehr. Denn das Vertrauensverhältnis ist seit der Farce um seinen Abgang komplett zerstört.
Die Art und Weise, wie Giannikis den Rot-Weissen eine Absage erteilte, hat die Verantwortlichen brüskiert. In der an die Medien versandten Mitteilung betonte der Verein bereits, dass Giannikis seine Entscheidung nicht persönlich, sondern nur über seine Berater hat überbringen lassen. Außerdem haben sich Giannikis und Lucas bereits seit einigen Wochen über die Kaderplanung intensiv ausgetauscht. Obwohl er offenbar schon in Gedanken bei einem anderen Klub war.
Eine Fortsetzung der Zusammenarbeit bis zum Saisonende scheint unter diesen Umständen kaum durchführbar zu sein. Doch es ist eine Frage der Alternativen. Essens Vorteil: Nach WAZ-Informationen hat Rot-Weiss im Vertrag einen Passus, dass man sich kostengünstig vorzeitig trennen kann. Zudem fehlt Lucas nicht die nötige Übung: "Die letzte Suche ist ja nicht lange her. Wir haben bereits Kandidaten im Auge", berichtet der Sportdirektor.
Bevor der ehemalige Assistent von Markus Kauczinski im Oktober 2017 den Zuschlag erhielt, führten die Verantwortlichen bereits Gespräche mit mehreren Trainern. Einer davon war Andreas Golombek, dessen Vertrag bei den Sportfreunden Lotte zum Saisonende ausläuft und der sich positiv über RWE äußert. "Ich mache doch seit meiner Verler Zeit kein Geheimnis daraus, dass Rot-Weiss Essen ein richtiger geiler Verein ist, der mich anzieht", sagte Golombek im RS-Interview im November.
Allzu viel Zeit wollen sich die Essener Verantwortlichen nicht lassen. Schließlich muss auch der Kader für die dritte Hoch3-Saison zusammengestellt werden, auch dafür braucht Lucas schnellstmöglich einen Trainer. Einen Trainer, auf den sich der Verein verlassen kann.